Dienstag, 6. April 2010
Helferbericht aus der Kommune Molina von Gloria Tröße
gloria-in-chile, 22:11h
Ca. 170 Freiwillige von „Cobijo para Chile“ fanden sich Ostern in dem Dorf Itahue in der Kommune Molina ein.
Nachdem die Zelte auf dem Schulhof aufgebaut waren, fingen wir an, den riesen Berg an Arbeit der vor uns stand, Stück für Stück abzuarbeiten. Am Freitag Nachmittag fanden sich einige Pädagogen in dem benachbarten Dorf Puento Alto ein, um mit den Kindern zu spielen, jedoch kamen sie mit enttäuschter Miene wieder zurück nach Itahue. Nur 3 Kinder nahmen das Angebot in Anspruch. Das gleiche enttäuschende Resüme mussten wir am Samstag Vormittag in Itahue ziehen. Da uns von der Schule in Itahue Räume zur Verfügung gestellt wurden, fand dort die medizinische und psychologische Betreuung statt. Psychologen begannen mit Gruppengesprächen und setzten mit Einzelgesprächen fort. Auch die Ärzte wurden von vielen Bewohnern aufgesucht und nach Rat befragt.
Da ich die Tage allerdings im „Konstruktionsteam“ gearbeitet habe, kann ich nicht mit weiteren Details aus den Bereichen „Pädagogik, Medizin und Psychologie“ dienen.
Ich habe in 2 Projekten mitgearbeitet. Wir haben die Dachziegel von einem stark beschädigten Haus heruntergenommen und die kaputten aussortiert. Es ist nicht mehr bewohnbar, denn die Schäden sind so stark, dass es auch nicht mehr repariert werden kann. Das Haus wurde von einem ca. 65 jährigen Mann und seinem Sohn bewohnt. Er berichtete mir, dass er zum Zeitpunkt des Erdbebens am 27.02.2010 im Krankenhaus war, da er ein Tag zuvor einen Herzinfarkt erlitten hatte. Sie berichteten mir, dass es selbst jetzt, 5 Wochen nach dem Erdbeben, immer noch jeden Tag Nachbeben gibt. Trotz allem schlimmen was er gerade durchleben muss, machte er auf mich einen recht gefassten Eindruck.
Es war für sie und auch für andere Dorfbewohner was ganz Besonderes, dass ich als Deutsche, als Ausländerin, ihnen half und zu wissen, dass wir Deutschen an ihrem Schicksal teilnehmen. Diese Dörfer sind touristisch nicht erschlossen und so war es für viele auch das erste Mal, dass sie eine Ausländerin sahen.
In den Dörfern hatte sich im Vergleich zu meinem letzten Besuch vor 3 Wochen nicht viel geändert. Einige Trümmer wurden beseitigt und die Meisten haben jetzt große Zelte in denen sie vorerst wohnen können. Sie wurden von einer russischen Hilfsorganisation gespendet. Es war die einzige Hilfe, welche die Betroffenen bis zu unserem Eintreffen vorher erhalten hatten. „Un Techo para Chile“ eine andere chilenische Hilfsorganisation, sie versprachen neue Häuser zu bauen, ist bisher noch nicht eingetroffen. Es weiß auch keiner, wann sie kommen werden. „Un Techo para Chile“ ist bisher nur in den großen Städten wie z.B Concepcion aktiv, in vielen kleinen Dörfern ist bisher immer noch keine Hilfe eingetroffen. Und die Leute sind auf auswärtige Hilfe angewiesen. Nicht nur psychisch und finanziell stehen sie vor einem Desaster, die Mehrheit der Betroffenen in Itahue und Puento Alto sind über 60 Jahre und somit körperlich auch gar nicht in der Lage, die Schäden zu beseitigen und sich ein neues Zuhause aufzubauen.
Am Sonntag Morgen ging ich mit einem Team zu einem Grundstück, um die am Freitag begonnene Arbeit am Bau eines Bades fortzusetzen. Nachdem ich aber schnell merkte, dass unsere Gruppe viel zu groß war und nur ein Teil der Leute tatsächlich arbeiteten, entfernte ich mich von ihnen und suchte mir mit einer anderen Freiwilligen andere Arbeit. Wir gingen von Haus zu Haus und fragten, ob wir helfen können.
Nachdem wir von vielen Leuten zurückgewiesen wurden (nicht weil sie die Hilfe nicht nötig hätten, vielmehr weil sie uns Frauen die Arbeit nicht zumuten wollten) kamen wir zu einem Grundstück, dass von einer ca. 75 jährigen Frau mit ihrem Ehemann bewohnt wurde. Das gesamte Haus ist zusammengestürzt. Nichts von der vorherigen Konstruktion ist noch zu erkennen. Sie sagte zu uns, dass wir aus den Trümmern, die noch zu verwendenden Bausteine aussortieren können und den Rest an einen Ort schaufeln können, den der Bagger wegfahren kann. In den 5 Stunden, schafften wir vielleicht 1/20 der Arbeit. Danach schenkte uns die Frau als Dank 2 Melonen aus ihrem Garten und wir kamen mit ihr ins Gespräch. Sie war total nervös, zitterte am ganzen Körper und schließlich begann sie zu weinen. Sie sagte zu uns, dass sie ganz große Angst habe und dass sie sich nicht vorstellen kann, jemals wieder dort zu wohnen. „Das Erdbeben 1985 war schlimm, aber diesmal dachte ich sterben zu müssen“ berichtete sie.
Ich denke, wir haben nicht nur physische Arbeit dort geleistet, sondern auch psychische. Denn es war wichtig ihr zu vermitteln, dass sie nicht allein ist und dass es Leute gibt, die ihr helfen. Danach begannen wir zu notieren, was sie am dringendsten benötigt, um es für das nächste Mal zu kaufen. Momentan wohnt sie in einer kleinen Gartenlaube mit ihrem Mann. Wir werden eine Plastikfassade oder ähnliches kaufen, damit sie vorerst besser vor Wind vor allem vor Regen geschützt sind. Desweiteren brauchen sie warme Kleidung. Sie berichtete mir, dass sie in der Nacht vor Angst und vor Kälte nicht schlafen kann. Da Chile am Pazifik liegt, ist es tagsüber warm und nachts wird es richtig kalt. Auch ich konnte die Nächte im Zelt vor Kälte nicht schlafen.
Ich denke, wir haben an diesem Wochenende gute Arbeit geleistet, viel bewegt und es ist wirklich bewundernswert wie viele Leute sich zusammengefunden haben um in Itahue zu helfen. Trotzdessen, dass wir ca. 170 Helfer waren, haben wir nur einen winzigen Teil der zu erledigenden Arbeit schaffen können. Wie viel wir noch verändern können, ist nicht nur von der Anzahl der Freiwilligen abhängig, auch von den gesammelten Spenden. Je mehr Gelder uns zur Verfügung stehen, desto mehr können wir bewegen.
Was mir Sorgen bereitet ist, dass in ca. 2 Monaten in Chile der Winter beginnt und die Betroffenen immer noch in Zelten leben. Was wird dann mit den Leuten passieren? Wie viele Häuser können bis dahin noch gebaut werde? Wann trifft „Un Techo para Chile“ ein, um Häuser zu bauen?
Nachdem die Zelte auf dem Schulhof aufgebaut waren, fingen wir an, den riesen Berg an Arbeit der vor uns stand, Stück für Stück abzuarbeiten. Am Freitag Nachmittag fanden sich einige Pädagogen in dem benachbarten Dorf Puento Alto ein, um mit den Kindern zu spielen, jedoch kamen sie mit enttäuschter Miene wieder zurück nach Itahue. Nur 3 Kinder nahmen das Angebot in Anspruch. Das gleiche enttäuschende Resüme mussten wir am Samstag Vormittag in Itahue ziehen. Da uns von der Schule in Itahue Räume zur Verfügung gestellt wurden, fand dort die medizinische und psychologische Betreuung statt. Psychologen begannen mit Gruppengesprächen und setzten mit Einzelgesprächen fort. Auch die Ärzte wurden von vielen Bewohnern aufgesucht und nach Rat befragt.
Da ich die Tage allerdings im „Konstruktionsteam“ gearbeitet habe, kann ich nicht mit weiteren Details aus den Bereichen „Pädagogik, Medizin und Psychologie“ dienen.
Ich habe in 2 Projekten mitgearbeitet. Wir haben die Dachziegel von einem stark beschädigten Haus heruntergenommen und die kaputten aussortiert. Es ist nicht mehr bewohnbar, denn die Schäden sind so stark, dass es auch nicht mehr repariert werden kann. Das Haus wurde von einem ca. 65 jährigen Mann und seinem Sohn bewohnt. Er berichtete mir, dass er zum Zeitpunkt des Erdbebens am 27.02.2010 im Krankenhaus war, da er ein Tag zuvor einen Herzinfarkt erlitten hatte. Sie berichteten mir, dass es selbst jetzt, 5 Wochen nach dem Erdbeben, immer noch jeden Tag Nachbeben gibt. Trotz allem schlimmen was er gerade durchleben muss, machte er auf mich einen recht gefassten Eindruck.
Es war für sie und auch für andere Dorfbewohner was ganz Besonderes, dass ich als Deutsche, als Ausländerin, ihnen half und zu wissen, dass wir Deutschen an ihrem Schicksal teilnehmen. Diese Dörfer sind touristisch nicht erschlossen und so war es für viele auch das erste Mal, dass sie eine Ausländerin sahen.
In den Dörfern hatte sich im Vergleich zu meinem letzten Besuch vor 3 Wochen nicht viel geändert. Einige Trümmer wurden beseitigt und die Meisten haben jetzt große Zelte in denen sie vorerst wohnen können. Sie wurden von einer russischen Hilfsorganisation gespendet. Es war die einzige Hilfe, welche die Betroffenen bis zu unserem Eintreffen vorher erhalten hatten. „Un Techo para Chile“ eine andere chilenische Hilfsorganisation, sie versprachen neue Häuser zu bauen, ist bisher noch nicht eingetroffen. Es weiß auch keiner, wann sie kommen werden. „Un Techo para Chile“ ist bisher nur in den großen Städten wie z.B Concepcion aktiv, in vielen kleinen Dörfern ist bisher immer noch keine Hilfe eingetroffen. Und die Leute sind auf auswärtige Hilfe angewiesen. Nicht nur psychisch und finanziell stehen sie vor einem Desaster, die Mehrheit der Betroffenen in Itahue und Puento Alto sind über 60 Jahre und somit körperlich auch gar nicht in der Lage, die Schäden zu beseitigen und sich ein neues Zuhause aufzubauen.
Am Sonntag Morgen ging ich mit einem Team zu einem Grundstück, um die am Freitag begonnene Arbeit am Bau eines Bades fortzusetzen. Nachdem ich aber schnell merkte, dass unsere Gruppe viel zu groß war und nur ein Teil der Leute tatsächlich arbeiteten, entfernte ich mich von ihnen und suchte mir mit einer anderen Freiwilligen andere Arbeit. Wir gingen von Haus zu Haus und fragten, ob wir helfen können.
Nachdem wir von vielen Leuten zurückgewiesen wurden (nicht weil sie die Hilfe nicht nötig hätten, vielmehr weil sie uns Frauen die Arbeit nicht zumuten wollten) kamen wir zu einem Grundstück, dass von einer ca. 75 jährigen Frau mit ihrem Ehemann bewohnt wurde. Das gesamte Haus ist zusammengestürzt. Nichts von der vorherigen Konstruktion ist noch zu erkennen. Sie sagte zu uns, dass wir aus den Trümmern, die noch zu verwendenden Bausteine aussortieren können und den Rest an einen Ort schaufeln können, den der Bagger wegfahren kann. In den 5 Stunden, schafften wir vielleicht 1/20 der Arbeit. Danach schenkte uns die Frau als Dank 2 Melonen aus ihrem Garten und wir kamen mit ihr ins Gespräch. Sie war total nervös, zitterte am ganzen Körper und schließlich begann sie zu weinen. Sie sagte zu uns, dass sie ganz große Angst habe und dass sie sich nicht vorstellen kann, jemals wieder dort zu wohnen. „Das Erdbeben 1985 war schlimm, aber diesmal dachte ich sterben zu müssen“ berichtete sie.
Ich denke, wir haben nicht nur physische Arbeit dort geleistet, sondern auch psychische. Denn es war wichtig ihr zu vermitteln, dass sie nicht allein ist und dass es Leute gibt, die ihr helfen. Danach begannen wir zu notieren, was sie am dringendsten benötigt, um es für das nächste Mal zu kaufen. Momentan wohnt sie in einer kleinen Gartenlaube mit ihrem Mann. Wir werden eine Plastikfassade oder ähnliches kaufen, damit sie vorerst besser vor Wind vor allem vor Regen geschützt sind. Desweiteren brauchen sie warme Kleidung. Sie berichtete mir, dass sie in der Nacht vor Angst und vor Kälte nicht schlafen kann. Da Chile am Pazifik liegt, ist es tagsüber warm und nachts wird es richtig kalt. Auch ich konnte die Nächte im Zelt vor Kälte nicht schlafen.
Ich denke, wir haben an diesem Wochenende gute Arbeit geleistet, viel bewegt und es ist wirklich bewundernswert wie viele Leute sich zusammengefunden haben um in Itahue zu helfen. Trotzdessen, dass wir ca. 170 Helfer waren, haben wir nur einen winzigen Teil der zu erledigenden Arbeit schaffen können. Wie viel wir noch verändern können, ist nicht nur von der Anzahl der Freiwilligen abhängig, auch von den gesammelten Spenden. Je mehr Gelder uns zur Verfügung stehen, desto mehr können wir bewegen.
Was mir Sorgen bereitet ist, dass in ca. 2 Monaten in Chile der Winter beginnt und die Betroffenen immer noch in Zelten leben. Was wird dann mit den Leuten passieren? Wie viele Häuser können bis dahin noch gebaut werde? Wann trifft „Un Techo para Chile“ ein, um Häuser zu bauen?
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